Neues Jahr, alte Herausforderungen

Dieses Jahr wird er vollzogen – der komplette Ausstieg aus der Atomenergie wird Ende 2022 für Deutschland abgeschlossen sein. Gut so – denn sicher ist nur das Risiko. Ja, es ist eine, vermeintliche CO2-freie, Möglichkeit, Strom zu produzieren und damit unseren Energiehunger weltweit zu stillen. Aber Tschernobyl und Fukushima haben uns gezeigt, dass wir es hier mit einer nicht beherrschbaren Energiequelle zu tun haben. Die Spaltung von Atomkernen kann in der Katastrophe, im Super-Gau enden, deshalb ist der Ausstieg folgerichtig. Nicht zuletzt, weil wir (noch immer) keine Lösung für die Endlagerung des hunderte Jahre weiter radioaktiv strahlenden Mülls gefunden haben.

Nun stehen wir vor einem Problem. Die EU Kommission will in der Taxonomie unter „gewissen Umständen“ neue Atom- und Gaskraftwerke als eine nachhaltige Anlagemöglichkeit einstufen. Das wiederum führt dazu, dass Investor*innen dann ganz offiziell und ganz nachhaltig in diese Energieformen investieren können. Schlecht, da wir die Investments und die ganze Power für den Ausbau der erneuerbaren Energien in Europa brauchen. Denn Wind, Solar, Biomasse und Wasserkraft sind wirklich nachhaltig und vor allem erneuerbar. Sie sind immer da, wachsen nach, kommen nach Flauten wieder. Hier lohnt sich das Investment in eine klimaneutrale Zukunft und genau hier muss die EU klare Kante zeigen und die die erneuerbaren Energien deutlich stärker fördern und nicht etwa Atom- und Erdgas-Anlagen. Diese werden in Europa für den Übergang realistischerweise noch eine Weile laufen (müssen), doch wir müssen alle schnellstmöglich raus aus der Verbrennung von fossilen Energieträgern.

Es ist absoluter Wahnsinn, Atomenergie als nachhaltig einzustufen, schon alleine wegen des Restrisikos. Doch auch Gaskraftwerke, die mit herkömmlichem, fossilem Erdgas laufen, sind alles andere als grün. Mit der Förderung vom Erdgas und dessen Verbrennung holen wir Jahrtausende tief im Boden eingeschlossenes CO2 in unsere Atmosphäre. Hier gehört es nicht hin, denn es heizt zusätzlich das Klima an. Liebe EU, Atomenergie und die Nutzung von Erdgas gehören aus all diesen Gründen nicht als nachhaltige Anlagemöglichkeiten eingestuft. Vielmehr brauchen wir einen klaren Fahrplan für den Ausstieg. Zum Beispiel schnellere europaweite Zulassungsverfahren für den Ausbau der Netze, der Speichermöglichkeiten und natürlich der erneuerbaren Energien. Und das klare Bekenntnis unserer Staatengemeinschaft wirklich umzusetzen, was wir uns alle 2015 in Paris aufgetragen haben: schnellstens und ohne nervige Verzögerungstaktiken und auch gegen Widerstände der Atom- und Fossilen Energieträger-Lobby klimaneutral zu werden. Packen wir es an!

Sina Beckmann