Anstatt Jobgarantie: Stärkung der nachhaltigen Wirtschaft forcieren!

Deutschland hat ein besonderes Wirtschaftssystem, welches versucht, das Beste aus mehreren Welten zusammen zu bringen. Es stellt sowohl die Eigeninitiative, als auch die Absicherung von Menschen sicher, die sich nicht selbst helfen können. Dieses System nennt sich soziale Marktwirtschaft.

Dass es in diesem System auch immer wieder Schieflagen gibt, die einer ständigen Korrektur bedürfen, ist keine Frage. Dass es zeitweise mit dem Kapitalismus übertrieben wurde auch nicht. Das bedeutet aber nicht, dass das Gegenteil irgendwie besser wäre. Es braucht feste Leitplanken für die Wirtschaft, damit sie den Menschen im Land dient und nicht nur den Kapitaleignern. Es braucht aber auch die unternehmerische Freiheit, Flexibilität und Eigeninitiative, um Neues zu schaffen. Eine Jobgarantie wäre keine Korrektur des Systems, sondern ein massiver Schritt hin zur Planwirtschaft. Es lässt völlig außer Acht, dass Selbstverantwortung ein integraler Bestandteil einer Marktwirtschaft ist. Es geht ja gerade darum, dass der oder die Einzelne sich überlegen muss: „Kann ich mit meiner Ausbildung einen Job bekommen? Werde ich gebraucht?“

Mit einer Jobgarantie verkehrt man dieses Prinzip ins Gegenteil. Aktuell herrscht in Deutschland sogar trotz Coronakrise nahezu Vollbeschäftigung. Tendenziell fehlen uns eher noch mehr Arbeitskräfte, weil die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen. Die Jobgarantie wäre im Moment also nur für Unqualifizierte und Menschen gut, die keine Arbeit aufnehmen wollen. Alle anderen würden diese Garantiejobs meiden. Es würde sich also eine Art „Resterampe“ bilden. Das ist nicht der richtige Weg. Wir müssen qualifizieren und unterstützen, damit diese Menschen Jobs finden, die zu ihnen passen und die auch gebraucht werden.

Eine andere Situation ergäbe sich wohl in einer Beschäftigungskrise. In so einer Situation werden die Garantiestellen auch für qualifizierte Menschen relevant, weil sie keinen Job mehr bekommen können. Das Ergebnis wäre aber nicht weniger fatal. Zum einen würden die Kosten explodieren und zum anderen wäre die gewählte Ausbildung dann egal bzw. nutzlos und der Staat müsste planen, wen er gerade für was einsetzen und dann gegebenenfalls umschulen möchte. Das sowas nicht gut funktioniert, hat sich hinreichend gezeigt.

Die Lösung liegt am Ende zunächst darin, die Menschen zu motivierten genau die Ausbildung zu wählen, die auch tatsächlich gebraucht wird. Es geht eben auch, aber nicht nur um die Selbstverwirklichung. Wir haben viel zu lange das Studium, unter anderem befeuert durch die OECD, als einzig wahre Ausbildung verklärt und dabei vergessen, dass Deutschland eine gut funktionierende duale Ausbildung hat. Wir brauchen im Moment eben einfach mehr Dachdecker:innen, Schreiner:innen und Elektriker:innen und weniger Soziolog:innen, Politolog:innen und Historiker:innen.

Auf der anderen Seite ist es wichtig, sich eine innovative Wirtschaft, gerade auch in Niedersachsen, zu erhalten, damit genügend Stellen geschaffen werden. Da geht es dann gar nicht so sehr um „immer höher, schneller, weiter“, sondern eher darum, sich jeweils an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Tesla lässt grüßen.

Mai 2022

Sina Beckmann
Tilman Krösche
Thomas Heidemann
Jochen Sauer
Bernd Zobel
Christian Schröder